Projekte - Yamaha xs 1100 - Testbericht
Testbericht Yamaha XS 1100 2H9 1978 kam das erste Big-Bike von Yamaha auf den Markt - die Yamaha XS 1100. Heute gilt sie mit ihrem standhaftem Motor und dem Kardanantrieb als unverwüstlich und wird schon oft unter 2000€ angeboten. Optik Das „Eisenschwein“, wie es auch liebevoll genannt wird, hatte bei der Markteinführung optisch nicht unbedingt neue Innovationen oder Akzente. Es passte sich dem allgemeinen Markttrend an und lieferte funktionale und benutzerfreundliche Technik. Der Gebrauch und die Praxistauglichkeit standen vor dem Design. Das Konzept mit dem vielen eckigen Konturen war damals eine Modeerscheinung, heute sieht es nicht mehr wirklich gelungen aus. Die Blinkerschalen könnten glatt als Bratpfannen durchgehen und der Scheinwerfer liefert das passende Backblech. Auch die viereckigen Instrumente wirken sehr klobig, was aber eigentlich zu dem Rest des Motorrades passt. Insgesamt wirkt alles ein bisschen überdimensioniert. Der große Tank deckt den breiten Vierzylinder ab und auf der Sitzbank hätten fast vier Personen Platz. Die Bereifung hingegen ist nach heutigem Standart und/oder Modeerscheinen nicht sehr üppig ausgelegt, reicht aber um die Masse auf dem Asphalt zu halten. Verarbeitung Die auf dem Markt bekannten Schwächen der Japaner beim sauberen Schweißen fielen bei diesem Bike nicht großartig auf. Es gab lediglich Probleme mit den Unterzügen, sie rosteten wegen eindringenden Wassers gerne mal durch. Bei der Produktion wurde wert auf Langlebigkeit und Alltagstauglichkeit gelegt. Bei unserem Modell ist erstaunlich, wie viele Originalteile noch gut in Schuss sind, obwohl sie schon viele Jahre auf dem Buckel haben. Das kann man von manchen 5 Jahre alten Motorrädern nicht behaupten. Der Tank, wie auch die Schutzbleche vorne und hinten sind noch aus richtigem Stahl und nicht aus labberigem Kunststoff, was sie aber rostanfälliger macht. Die Seitendeckel und der Höcker am Sitzbankende wirken wegen dem Kunststoff recht klapprig. Technische Daten Die technischen Daten waren zur Vorstellung des Bikes phänomenal. Der luftgekühlte 4-Zylinder- Reihenmotor besaß 1101ccm Hubraum. Lediglich ein kleiner Ölkühler hält das Aggregat in gemäßigten Temperaturen. Der Motor besitzt für heutige Verhältnisse immer noch eine wunderbare Leistungsentfaltung. Die 95PS liegen bei 8500U/min an und die 93Nm schon bei 6200U/min. Hohe Drehzahlen braucht der Motor allerdings nicht, weil schon im Drehzahlkeller genug Potential zum Touren steckt. Mit schaltfaulen 5 Gängen überträgt der Motor seine Kraft via Kardan an das Hinterrad. Leider gibt es dabei das Problem des Aufstellens des Hinterrades beim Gas geben. Mit satten 286kg Gewicht (vollgetankt) und einem Tankinhalt von 24 Liter lädt die XS zum Touren ein. Der hohe Spritverbrauch von ca. 10L/100km saugen den Tank aber schnell leer. Die 195kg maximale Zuladung ist mit zwei Personen und Gepäck schnell ausgereizt. Die Spitze ist mit 214 km/h angegeben, was man mit ein bisschen Motorverbesserung aber noch steigern könnte. Fahrwerk Das Fahrwerk ist auf Touren ausgelegt, sodass Unebenheiten gut geschluckt werden. Die vordere Doppelscheibenbremse ist gut dimensioniert und greift mit ihrer Einkolbenzange immer noch ausreichend. Die schlechte Dosierbarkeit verzeiht man den Einkolben-Sätteln. Die Telegabel muss eine große Masse stämmen und ist mit den 37mm Standrohren überfordert. Ein Gabelstabilisator hilft da nicht wirklich, denn dieser verspannt die Gabel eher und verschechtert das Ergebnis. Der Rahmen mit einem geschlossenen doppelten Unterzug war damals Standart. Motor, Getriebe Der Motor ist serienmäßig mit einem Elektrostarter ausgerüstet. Was bei dem Motor mit einer Verdichtung von 9,2:1 auch Sinn macht. Mit einem nachrüstbaren Kickstarter würde man das Aggregat aber auch zum Laufen bringen. Das Getriebe hat von Haus aus Probleme mit dem zweite Gang gehabt, was aber reparabel ist und dann verrichtet es brav seinen Dienst. Die Gänge wirken aber etwas hakelig und die langen Schaltwege sind auf die komplizierte Umlenkung zurück zu führen. Ein weiteres Hindernis ist die Kupplung. XS-Fahrer müssen wahrscheinlich eine sehr starke linke Hand haben, weil die Kupplung nur sehr schwergängig ist. Etwas Öl in dem Bowdenzug verringert das Problem etwas. Fahrleistung Der Markt schrie damals nach Hubraum und Monster-Motorblöcken (Big Bikes). Diesen Trend folgte Yamaha nach Kawasaki (Z 1000) und Suzuki (GS 1000) mit dem damals schnellsten und schwersten Serienbike. Die Fahrleistung war enorm, mit heute verglichen gibt es natürlich weitaus größere und stärkere Maschinen. Die Motorleistung liegt schon im unteren Bereich an und es stehen genügend Pferdestärken zum Touren oder auch zu einer sportlichen Fahrweise zur Verfügung. Die 95 PS haben bei dem Gewicht aber reichlich zu tun, aber man will ja kein Beschleunigungsrennen gewinnen. Die eigentliche Zielgruppe sind Tourenfahrer, die auch mal gerne etwas zügiger unterwegs sein wollen. Die Sitzbank ist bequem ausgelegt und auch der Kniewinkel lässt sich lange aushalten. Wartung Der Motor glänzt mit einer Unzerstörbarkeit. Er wurde so konzipiert, dass er zuverlässig und ohne übertriebene Pflege oder Inspektionen seinen Dienst verrichtet, z.B. der wartungsarme Kardanantrieb. Laufleistungen von über 200.000km sind bei diesem Aggregat kein Problem, was auf die niedrigen Drehzahlen zurück zu führen ist. Die gute Zugänglichkeit der Zündkerzen oder der Vergaser wird bei solch einem einfachen Aufbau geschätzt. Schwierige Reparaturen am Motor und Getriebe sollten aber nur mit ausreichend Kenntnis ausgeführt werden. Fazit Wer heutzutage ein Eisenschwein sein eigen nennt, ist entweder überzeugter (und meistens schon älterer) Fahrer oder er liebt die alten Maschinen, die nicht mit High-Tech vollgestopft sind und sich immer noch vom Einheitsbrei abheben. Einen zuverlässigeren Motor findet man heute nur noch selten. Die urige Gewalt (optisch und Leistungsmäßig) ist immer wieder faszinierend. Auch selten bei diesem Baujahr ist, dass der Motor schon gehärtete Ventilsitze aufweist und somit Bleifrei gefahren werden darf! Negativ ist das absolut sperrige Handling bedingt durch das enorme Gewicht. Auch das Kurvenverhalten ist etwas ruppig, ganz zu schweigen vom Durst des Motors. Text: Felgenputzer
Außer dem Lenker und der Auspuffanlage ist diese xs 1100 original Mitgedacht: Weil die Blinker stabil aus Metall gefertigt sind, gehen sie bei einem Umfaller nicht gleich kaputt zurück
Fabrikat: Yamaha Typ: XS 1100 Leistung: 95 PS bei 8500 U/min Fahrzeugart: Motorrad Hubraum: 1101 ccm Baujahr: 1978 Batterie: 12V 20Ah Gewicht: 290 kg Vmax: 214 km/h angegeben
Projekte - Yamaha xs 1100 - Testbericht
Testbericht Yamaha XS 1100 2H9 1978 kam das erste Big-Bike von Yamaha auf den Markt - die Yamaha XS 1100. Heute gilt sie mit ihrem standhaftem Motor und dem Kardanantrieb als unverwüstlich und wird schon oft unter 2000€ angeboten. Optik Das „Eisenschwein“, wie es auch liebevoll genannt wird, hatte bei der Markteinführung optisch nicht unbedingt neue Innovationen oder Akzente. Es passte sich dem allgemeinen Markttrend an und lieferte funktionale und benutzerfreundliche Technik. Der Gebrauch und die Praxistauglichkeit standen vor dem Design. Das Konzept mit dem vielen eckigen Konturen war damals eine Modeerscheinung, heute sieht es nicht mehr wirklich gelungen aus. Die Blinkerschalen könnten glatt als Bratpfannen durchgehen und der Scheinwerfer liefert das passende Backblech. Auch die viereckigen Instrumente wirken sehr klobig, was aber eigentlich zu dem Rest des Motorrades passt. Insgesamt wirkt alles ein bisschen überdimensioniert. Der große Tank deckt den breiten Vierzylinder ab und auf der Sitzbank hätten fast vier Personen Platz. Die Bereifung hingegen ist nach heutigem Standart und/oder Modeerscheinen nicht sehr üppig ausgelegt, reicht aber um die Masse auf dem Asphalt zu halten. Verarbeitung Die auf dem Markt bekannten Schwächen der Japaner beim sauberen Schweißen fielen bei diesem Bike nicht großartig auf. Es gab lediglich Probleme mit den Unterzügen, sie rosteten wegen eindringenden Wassers gerne mal durch. Bei der Produktion wurde wert auf Langlebigkeit und Alltagstauglichkeit gelegt. Bei unserem Modell ist erstaunlich, wie viele Originalteile noch gut in Schuss sind, obwohl sie schon viele Jahre auf dem Buckel haben. Das kann man von manchen 5 Jahre alten Motorrädern nicht behaupten. Der Tank, wie auch die Schutzbleche vorne und hinten sind noch aus richtigem Stahl und nicht aus labberigem Kunststoff, was sie aber rostanfälliger macht. Die Seitendeckel und der Höcker am Sitzbankende wirken wegen dem Kunststoff recht klapprig. Technische Daten Die technischen Daten waren zur Vorstellung des Bikes phänomenal. Der luftgekühlte 4-Zylinder-Reihenmotor besaß 1101ccm Hubraum. Lediglich ein kleiner Ölkühler hält das Aggregat in gemäßigten Temperaturen. Der Motor besitzt für heutige Verhältnisse immer noch eine wunderbare Leistungsentfaltung. Die 95PS liegen bei 8500U/min an und die 93Nm schon bei 6200U/min. Hohe Drehzahlen braucht der Motor allerdings nicht, weil schon im Drehzahlkeller genug Potential zum Touren steckt. Mit schaltfaulen 5 Gängen überträgt der Motor seine Kraft via Kardan an das Hinterrad. Leider gibt es dabei das Problem des Aufstellens des Hinterrades beim Gas geben. Mit satten 286kg Gewicht (vollgetankt) und einem Tankinhalt von 24 Liter lädt die XS zum Touren ein. Der hohe Spritverbrauch von ca. 10L/100km saugen den Tank aber schnell leer. Die 195kg maximale Zuladung ist mit zwei Personen und Gepäck schnell ausgereizt. Die Spitze ist mit 214 km/h angegeben, was man mit ein bisschen Motorverbesserung aber noch steigern könnte. Fahrwerk Das Fahrwerk ist auf Touren ausgelegt, sodass Unebenheiten gut geschluckt werden. Die vordere Doppelscheibenbremse ist gut dimensioniert und greift mit ihrer Einkolbenzange immer noch ausreichend. Die schlechte Dosierbarkeit verzeiht man den Einkolben-Sätteln. Die Telegabel muss eine große Masse stämmen und ist mit den 37mm Standrohren überfordert. Ein Gabelstabilisator hilft da nicht wirklich, denn dieser verspannt die Gabel eher und verschechtert das Ergebnis. Der Rahmen mit einem geschlossenen doppelten Unterzug war damals Standart. Motor, Getriebe Der Motor ist serienmäßig mit einem Elektrostarter ausgerüstet. Was bei dem Motor mit einer Verdichtung von 9,2:1 auch Sinn macht. Mit einem nachrüstbaren Kickstarter würde man das Aggregat aber auch zum Laufen bringen. Das Getriebe hat von Haus aus Probleme mit dem zweite Gang gehabt, was aber reparabel ist und dann verrichtet es brav seinen Dienst. Die Gänge wirken aber etwas hakelig und die langen Schaltwege sind auf die komplizierte Umlenkung zurück zu führen. Ein weiteres Hindernis ist die Kupplung. XS-Fahrer müssen wahrscheinlich eine sehr starke linke Hand haben, weil die Kupplung nur sehr schwergängig ist. Etwas Öl in dem Bowdenzug verringert das Problem etwas. Fahrleistung Der Markt schrie damals nach Hubraum und Monster- Motorblöcken (Big Bikes). Diesen Trend folgte Yamaha nach Kawasaki (Z 1000) und Suzuki (GS 1000) mit dem damals schnellsten und schwersten Serienbike. Die Fahrleistung war enorm, mit heute verglichen gibt es natürlich weitaus größere und stärkere Maschinen. Die Motorleistung liegt schon im unteren Bereich an und es stehen genügend Pferdestärken zum Touren oder auch zu einer sportlichen Fahrweise zur Verfügung. Die 95 PS haben bei dem Gewicht aber reichlich zu tun, aber man will ja kein Beschleunigungsrennen gewinnen. Die eigentliche Zielgruppe sind Tourenfahrer, die auch mal gerne etwas zügiger unterwegs sein wollen. Die Sitzbank ist bequem ausgelegt und auch der Kniewinkel lässt sich lange aushalten. Wartung Der Motor glänzt mit einer Unzerstörbarkeit. Er wurde so konzipiert, dass er zuverlässig und ohne übertriebene Pflege oder Inspektionen seinen Dienst verrichtet, z.B. der wartungsarme Kardanantrieb. Laufleistungen von über 200.000km sind bei diesem Aggregat kein Problem, was auf die niedrigen Drehzahlen zurück zu führen ist. Die gute Zugänglichkeit der Zündkerzen oder der Vergaser wird bei solch einem einfachen Aufbau geschätzt. Schwierige Reparaturen am Motor und Getriebe sollten aber nur mit ausreichend Kenntnis ausgeführt werden. Fazit Wer heutzutage ein Eisenschwein sein eigen nennt, ist entweder überzeugter (und meistens schon älterer) Fahrer oder er liebt die alten Maschinen, die nicht mit High-Tech vollgestopft sind und sich immer noch vom Einheitsbrei abheben. Einen zuverlässigeren Motor findet man heute nur noch selten. Die urige Gewalt (optisch und Leistungsmäßig) ist immer wieder faszinierend. Auch selten bei diesem Baujahr ist, dass der Motor schon gehärtete Ventilsitze aufweist und somit Bleifrei gefahren werden darf! Negativ ist das absolut sperrige Handling bedingt durch das enorme Gewicht. Auch das Kurvenverhalten ist etwas ruppig, ganz zu schweigen vom Durst des Motors. Text: Felgenputzer
Außer dem Lenker und der Auspuffanlage ist diese xs 1100 original Mitgedacht: Weil die Blinker stabil aus Metall gefertigt sind, gehen sie bei einem Umfaller nicht gleich kaputt zurück
Fabrikat: Yamaha Typ: XS 1100 Baujahr: 1978 Hubraum: 1101 ccm Gewicht: 290 kg